Naturvermittlungsseminar 2017

„Sex in der Natur: Fragen:Wissen:Vermitteln“

Die Natur hat viele kreative Möglichkeiten entwickelt, um in ihrer Vielfältigkeit zu überleben. Doch wie genau funktioniert Fortpflanzung im Pflanzen- und Tierreich? Und wie gelingt es die komplexen Zusammenhänge von Fortpflanzung und Beziehungen zwischen Lebewesen sinnvoll in der Naturvermittlung zu kommunizieren und erlebbar zu machen? „Sex in der Natur: Fragen:Wissen:Vermitteln“ war das Thema des Naturvermittlerseminars 2017 am 30. und 31. März im Stift St. Georgen am Längsee in Kärnten bei dem ca. 80 Teilnehmer*innen aus ganz Österreich teilnahmen.
Ziel des Seminars war es, durch spannende Vorträge und vielfältige Workshops Wissen, neue Methoden und kreative Impulse zu vermitteln, sowie den Austausch und die Vernetzung von im Naturvermittlungsbereich tätigen Menschen zu fördern. Vielseitige Zugänge zum Thema „Sex in der Natur“ wurden vorgestellt und mit großer Freude der Teilnehmer*innen neue Methoden ausprobiert und reflektiert. Erstmals wurde die Veranstaltung des Umweltdachverbandes im Rahmen des LE-Projekts „Plattform Naturvermittlung Österreich“ veranstaltet, das vom BMLFUW und von der EU gefördert wird.

Den Einstiegsvortrag zu diesem frivolen Thema hielt Dr. Mario Ludwig. Bei „Kämpfe, Küsse, Kapriolen – Sex im Tierreich“ erfuhren die Naturvermittler*innen auf humorvolle Art und Weise, Details zum Sexualleben der Tiere. Dabei ging die Bandbreite von Prostitution bei Bonobos, über erotische Blähungen von Heringen bis hin zu Keuschheitsgürteln bei Maulwürfen. Nach dieser auflockernden Einführung lernten sich die Teilnehmer*innen über kleine Aufstellungsübungen besser kennen. Auf die Frage „Wie oft vermitteln Sie das Thema „Sex in der Natur“ in Ihren Führungen?“ war die Bandbreite der Antworten sehr groß. Einige der teilnehmenden Naturvermittler*innen haben das Thema nie angesprochen, für weitere ist das Thema der Reproduktionsbiologie als Voraussetzung für das Leben bei jeder Führung selbstverständlich integriert.

Sex pädagogisch wertvoll einsetzen

Wilhelm Linder von der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik widmete sich anschließend den unterschiedlichen Möglichkeiten dieses komplexe Thema möglichst sinnvoll einzusetzen. Er riet davon ab, das Thema „Sex“ effekthascherisch einzusetzen, da Kund*innen mit zu hoher Erwartungshaltung an das Thema herangehen würden und eventuell enttäuscht werden könnten. Vielmehr stellte er dar, wie das Thema als gute Einführung und dazu dienen kann, über Beobachtbares in der Natur, biologische Konzepte zu illustrieren. Sex als Thema, kann ein Türöffner sein, auch für die Vermittlung von biologischen Grundlagen, aber es ist wichtig die Geschichten gut einzubinden und das Thema so interessant zu machen, dass alle Beteiligten nach der Führung „mit mehr Fragen auseinander gehen als mit Antworten“.

Vielfältige Methoden und Zugänge zur Vermittlung von „Sex in der Natur“

Dieses Motto galt auch für die Teilnehmer*innen der Werkstätten Naturvermittlung, die am Nachmittag des ersten Tages und am Vormittag des zweiten Tages stattfanden. Christian Komposch (Ökoteam), Armin Landmann (Universität Innsbruck), Martin Rose (Universität Wien), Wilhelm Linder (HAUP), Alois Wilfling (OIKOS) und Gabriele Nedoma begeisterten die Naturvermittler*innen mit ihrem Fachwissen und ihrer Kreativität und vermittelten u.a.:

  • wie Fortpflanzung bei Wirbellosen und Vögeln wirksam kommuniziert werden kann
  • wie Blütenökologie verstanden und an Kinder vermittelt werden kann
  • welche didaktischen Möglichkeiten es gibt mit diesem komplexen Thema umzugehen
  • welche spielerischen Methoden es gibt zur Vermittlung von Beziehungen in der Natur und Evolution
  • wie heimische Pflanzen als „Aphrodisiaka“ gesundheitsfördernd eingesetzt werden können

In den Naturvermittlungswerkstätten sorgten die Workshopleiter*innen für eine produktive und motivierende Stimmung. So entstanden unter anderem sich an die Evolution anpassende Fantasietiere, aus einfachen Materialien Blütenmodelle und stimulierende Kräuteröle. Die teilnehmenden Naturvermittler*innen nahmen neue Instrumente und vielseitige Ideen mit, die sie in Ihren Führungen und Veranstaltungen rund um das Thema Fortpflanzung, effektiv einsetzen können.

Ökologie Erotik zum Abschluss

Denkanstöße gab Dr. Andreas Weber in seinem Vortrag „Lebendigkeit: eine erotische Ökologie“. Dabei fasste er Erotik etwas weiter, als sämtliche Formen von Beziehungen und Verwandlungen auf der Erde und machte deutlich, dass der Mensch und die Natur nicht getrennt sind, sondern über einen gigantischen Prozess ständig wechselnder Beziehungen zusammenhängen. Details sind in seinem gleichnamigen Buch nachzulesen.

Zum Abschluss des Seminars stellte Mathilde Stallegger vom Umweltdachverband kurz das Projekt „Plattform Naturvermittlung“ vor und lud zur aktiven Mitarbeit ein. Das nächste Naturvermittlungsseminar wird voraussichtlich von 25.-26. Jänner 2018 stattfinden. Termin vormerken!

Fotogalerie: Alle Fotos, sofern nicht anders (nämlich © Wilfling) angegeben
© Umweltdachverband.

Folgende Fotos: © Wilfling